Meine
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Tochter, |
du hast mich |
vieles gelehrt. |
Vor allem |
anderen |
hast du mir
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beigebracht, |
die Welt |
mit deinen |
Augen
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zu sehen. |
Ich bin
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stolz, |
dich zur |
Tochter |
zu haben |
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Immer wieder stellten wir fest,
dass die Zeit unheimlich schnell verging. Was zu Beginn unseres
Familiendaseins nicht vorstellbar war, hatte uns nun eingeholt.
Richtig große Kinder gingen nun zu Hause ein und aus.
Jeder von den dreien
entwickelte sich in seinem Tempo. Nicht mit allem waren wir
einverstanden. Aber was wir versuchten war einfach, immer wieder
mit ihnen im Gespräch zu bleiben. Als wir merkten, dass sie nun
auch zunehmend mehr unterwegs waren, erfanden wir ein Ritual -
unser Sonntagsessen. Beim Vorbereiten waren immer mehrere
beteiligt, das Essen selbst sollte immer etwas besonderes sein,
möglichst auch mit Vorspeise und Dessert. Und es galt, am
Sonntag - Abend sind alle zu Hause, Ausnahmen nur im äußersten
Notfall. Solche Ausnahmen gab es dann, als Sandra im
Seniorenheim sonntags arbeiten musste. Wir versuchten dann
später zu essen. Nun also, dieses Essen dauerte eben länger, war
intensiver und richtig schön familiär - einfach ein bisschen
heile Welt.
Natürlich gab es zwischen den
Geschwistern auch Streit. Besonders deutlich sind mir aus dieser
Zeit die Zoffrituale um die Badbenutzung in Erinnerung. Sandra
konnte dann schon morgens vortrefflich kreischen. Es ist
vielleicht auch nicht ganz einfach, mit all den jugendlichen
Badritualen zwischen Jungen und Mädchen, die geringe Zeit am
Morgen auch noch in Einigkeit zu verbringen. Haare mussten
täglich gewaschen werden - ich sehe Sandra noch mit dem
Handtuch-Turban.
Bewundert habe ich an Sandra
immer ihre Selbständigkeit. Sie kümmerte sich fast ohne unsere
Hilfe um ihre schulischen Angelegenheiten. Zumindest, was das
Lernen und Hausaufgaben etc. anbelangte. Bei
Verständnisproblemen gab es bei uns eine Trennung zwischen dem,
was der Papa unterstützend erklärend konnte und dem, was ich ihr
helfen konnte. Mathe, Physik, Chemie war Papas Ressort, anderes
wie Deutsch und Sprachen meines. Manchmal saß sie auch schon mit
Robert über den Büchern. Jedenfalls musste ich nicht täglich den
albernen Spruch ablassen: "Hast du schon Hausaufgaben gemacht?"
Sie wusste selbst, was zu tun war.
In Sachen Aufklärung blieb mir
irgendwann mal der Mund offen stehen. Das Thema wurde wohl
allumfassend in der Schule behandelt. Jedenfalls immer wenn ich
einen Versuch wagte, sie mal wieder vorsichtig auf das eine oder
andere anzusprechen, machte Sandra mir schnell begreiflich, dass
sie das alles schon wüsste. Nach meinem letzten Versuch bekam
ich folgendes zu hören: " Mamaaaaa, das weiß ich alles schon!
Ich hatte im Test schließlich die beste Arbeit (1)!"
Was sagt man dann noch als
Mutter???
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