* zurück * 06. April 2006

 

 

Geschichten 8


 

 

Eine Zeit lang besuchte Sandra in Niestetal das Schwimmbad. Sie war dort im DLRG und mühte sich redlich, ihren Rettungsschwimmer zu schaffen. Ich bin eigentlich immer noch erstaunt darüber, weil ihr das Schwimmen lernen nicht unbedingt zuflog. Vor allem das Tauchen war wohl nicht gerade ihre Lieblingsdisziplin. Wenn ich mich recht erinnere hatte sie den Jugendrettungsschwimmer in Bronze schon geschafft. Ob in Silber weiß ich leider nicht mehr. Ab und zu haben wir dann auf dem Heimweg gefachsimpelt (Ich brauchte als Sportlehrer auch den Rettungsschwimmer), vor allem über die Rettungsgriffe. Meistens habe ich die Schwimmmaus mit dem Auto abgeholt, den Hinweg wollte sie fast immer mit ihren Inlinern fahren.


Inliner, das ist das Stichwort. Sandra war darin erprobt und fuhr nahezu täglich. Ich glaube zu ihrem 10. Geburtstag hatte sie ihre ersten Inline-Skates bekommen. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus, wollte auch mal fahren, dachte, dass das wohl zu lernen sein muss. Ich wünschte mir Skates zum Geburtstag, bekam sie auch, absolvierte einen Bremskursus (bei dem ich fürchterlich auf meinen Allerwertesten fiel) und fühlte mich stark, nun mit Sandra fahren zu können. Sie war eine geduldige Lehrerin. Erst fuhren wir noch in Hausnähe, schon die leichte Abfahrt vor der Haustür brachte mich zu klammerartigem Verhalten a la Affenbabys, nur war mein "Halt" Sandra. Irgendwann traute ich mich weiter von zu Hause weg. In einem Wohngebiet in Sandershausen, meinte ich bei einem Zaun, der "hangabwärts" stand, jede Latte zählen zu müssen. Auch dann verlor Sandra nicht die Geduld, lachte herzhaft mit mir, reichte mir ihre Hand. Ich hatte nie den Eindruck, dass sie sich mal meiner schämte. Noch ein bisschen später fuhren wir dann einen schönen Weg an der Fulda, dabei erprobten wir so langsam die Ausdauer (wohl eher meine) und das Tempo nahm deutlich zu. Krönender Abschluss war eine Teilnahme am KISS in Kassel. Allerdings stieß ich wieder mal an meine Grenzen. Sandra machte das Kopfsteinpflaster in der Aue überhaupt nichts aus, ich hätte die Inliner am liebsten ausgezogen, auch musste sie mir einmal auf die Beine helfen. Na, ja - war nicht so prall. War auch das letzte mal. Ohne Sandra liegen die Inliner nun im Rucksack. Mir fehlt der Mut.

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